Von CÉDRIC WEIDMANN.
Was ist Plaudern? Was ist Abschweifen? Auf den ersten Blick scheint beides ein wenig aus der Mode geraten zu sein. Durch die Forderung nach Effizienz und kommunikativer Geradlinigkeit, durch die Möglichkeit, sich direkt informieren zu können, ist das Plaudern ein wenig in Verruf geraten. Wieso sollte man plaudern? Lohnt sich palavern irgendwie? Mit wem überhaupt?
Dieses zunehmende Tabu widerspricht der neuen Welt, in der wir Leben. Auf Computern ist das Plaudern schon im Wort »Chat« angelegt, im Begriff des »Surfens« — das uns die Ziellosigkeit der Bewegung anzeigt und der deshalb schon wieder fast verschwunden ist — springt es uns entgegen und in den Formen des Mutlitaskings oder des Prokrastinierens, das den Internetuser schnell einmal Zeit kostet, ohne dass er begriffen hat, wofür.
In den letzten Jahren etablierten sich aber auch in Erzählmedien Plauderformen, die das Abschweifen zelebrieren — also Erzählstrategien, die eigentlich völlig ineffizient sind. In…
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