Szenen hassen. Man merkt, dass sie da hin müssen, dass es sie braucht, und je mehr es sie braucht, desto mehr sind sie verhasst.
Natürlich liesse sich sagen: Geplante Szenen, auf die man keine Lust hat — und damit würde man schon zeigen, dass man das Problem nicht versteht, denn es ist «die man hasst», nicht «auf die man keine Lust hat» —, könne man sich besser gleich sparen. Ein Text sollte nicht durchgeplant werden und der Hass des Schreibenden bezeugt schon, dass es jeder Leser hassen wird.
Aber das sind meistens Leute, die nicht sehr lange Texte schreiben: Das Faszinierende am Romane-und-längere-Erzählungen-Schreiben ist, dass es nicht die Perfektion des Künstlers braucht, denn die ist, wenn auch immer bewundernswert, gar nicht so selten. Es ist die Faszination für die grausame Ökonomie des Verwalters, der am Schreibtisch Todesurteile über hübsch formulierte Perspektivwechsel oder witzige Szenen vollstreckt, bevor sie mühsam geschrieben werden konnten, der aber auch gegen den Willen aller Angehörigen lebenserhaltende Massnahmen bei Charakteren walten lässt, die man besser längst aufgegeben hätte.
Man teilt eben grössere Ziele und kleinere Ziele ein. Was man erzählen will, ist eben nicht immer, was man mit jedem Atemzug erzählen will. (Ausser Perfektionismus hätte tatsächlich einmal zur Perfektion geführt — in meinem Fall höchstens zu ein paar hübschen Sätzen.)
Trotzdem, wer ist schon Verwalter? Manche Szenen, denen man ihre Funktonalität ansieht, die man zusammen operiert und die auch auf Dauer nicht schön verheilen, muss man einfach hassen. Sie zu «schreiben» bedeutet etwas anderes, als schreiben.
Sags hier: