Da steht er jetzt. Vor dem Wegweiser.
Da hinten geht es nach Rüschlikon und über Umwege nach Truttikon, während Wiesenwegen in die andere Richtung zeigt und sich zwischen Birslikon und Burgstetten durch die Wälder bahnt.
Und während er so da steht, da riecht er auch die gedüngten Felder der Bauernhöfe und er spürt schon Ansätze von Gräserpollen in seinen Nasenflügeln tollen.
Da vorne geht die Sonne unter, der Sonnenuntergang ist rosarot.
Scheisse, denkt er, da sind wir jetzt.
Wenn er versucht durch die klaren, flimmernden hitzewallenden Täler zu sehen, erkennt er, wo man dem Eimer statt Chübel „Küdder“ sagt und man auf Bitch „Walliserdiitsch“ reimen kann. Da hinten gibt’s ein Tal und oben, wenn man von den paar Seilbahnen absieht, die sich zwischen den Matterhörnern und Zürcher Marathönern wie das zarte Reussband erstrecken, bietet sich fast freie Sicht auf die Heissluftballonfahrer, die unbedingt einmal Bülach sehen wollen und dabei über Glarus und Einsiedeln kurz den Gaza streifen.
Zwei Joggerinnen in Nike-Trainerjacke pendeln zwischen Asylantenheim und Parlamentshaus und rufen dazwischen noch die Wehrpflichttauglichen zur Mitnahme der Ordnonanzwaffe beim Fondue-Botellòn auf. Im Xtra hat der Schwingerkönig gerade dem Gemeindeschreiber von Bettingen, der fieberhaft von den neuen Autobahnanschlüssen schwärmt, auf die Schulter geklopft und das Bundesamt für Bildung und Forschung schaut währenddessen den Verkehrskreiseln aufmerksam beim Vegitieren und Biodiversifizieren zu.
Jemand im Schatten eines Schützenhauses spricht vom Bankgeheimnis, von den ehrenwerten Banken und den elenden IV-Betrügern und weiss der Cailler wohin uns das alles hinführen soll!, während über uns weiterhin das McDonald’s-Zeichen dem Starbuck’s-Slogan zuzwinkert und in luftiger Höhe mit Minaretten flirtet.
Scheisse, denkt er sich, so ein Wegweiser, das hilft mir jetzt überhaupt nicht, ich muss doch noch zum Bahnhof und mein Intercity Neigezug fährt doch pünktlich wie alles hier.
Er entscheidet sich für die Richtung nach Fribourg und rennt drauf los ohne in der Eile auf den Röstigraben zu achten, von dem er sich nur mit grosser Not in den Bärengraben rettet, wo sich die Tiere den Rachen vor seinem Verkosten mit überschwemmenden Aarewasser spülen und in Gedenken an die Rütischwur die Nationalhymne Gölä nachgurgeln.
Neutralität wäre nur halb so spannend.
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