Wenn ich zur Zeit wenig blogge, so liegt es einerseits daran, dass ich mit den Uniprüfungen und einem Aushilfsjob einiges um die Ohren habe. Andererseits schreibe ich doch, aber nicht hier.
Im Moment arbeite ich an einem neuen, relativ jungen Roman-Projekt. Es befindet sich noch in frühem Stadium, aber irgendwie macht es wohl Sinn, meine wenigen Followers darüber auf dem Laufenden zu halten. Hier kann, wer will, eine kleine Vorschau lesen. Und vielleicht erraten, worum es geht?
Dann sah er hoch. Auf einer riesigen Säule, die ohne die geringste Verzierung auskam, thronten Augenbrauen. Oder eine fliegende Möwe. Oder ein geschwungenes M. Es leuchtete in strahlendem Gelb von oben herab. Unter ihm war ein beleuchtetes Gebäude, in dem trotz der späten Nacht geschäftiges Treiben herrschte. Junge Menschen schienen sich darin aufzuhalten.
Marx beschloss, sich näher heranzuschleichen. Bald konnte er die Ausstattung des Gebäudes erkennen. Räder und Sattel waren an den Wänden zur Zier aufgehängt und alles mit Holz ausgekleidet. An kleinen Tischen sassen Menschen und gruben aus Papierschachteln ihre Esswaren. An einer Kasse wurden Halbstarke bedient. Riesige Bilder von Mahlzeiten prangten über den Verkäufern, die eine Arbeitsuniform trugen, und dem Ökonomen wurde plötzlich bewusst, dass er seit langem nichts gegessen hatte. Mit dem bedienten Tresen und den Tischen kam es ihm vor wie eine Mischung aus Metzgerei und Restaurant.
Er erkannte, dass es keinen Sinn hatte, hineinzugehen. Er besass die gültige Währung vermutlich nicht. Ausserdem wäre er sehr auffällig gewesen mit seinen Kleidern und seinem verständnislosen Blick und irgendetwas riet ihm, im Moment nicht zu auffällig zu sein.
Als er noch in diesen Gedanken versunken war, schwang plötzlich die Tür auf und mehrere Jugendliche stürmten lachend heraus.
Sie wollten schon an ihm vorübergehen, als einer von ihnen ihm einen prüfenden Blick zuwarf und sich ein wenig für ihn erwärmte. „Hey altä. Willsch en Burger?“ Er streckte ihm eine Papierschachtel entgegen, die Marx annahm.
„Dankeschön“, erwiderte er.
„Bitteschön“, höhnte der junge Mann, sein steifes Hochdeutsch nachäffend, spuckte zu Boden und folgte seinen Kameraden.
Marx setzte sich auf ein kleines Mäuerchen in der Nähe und nahm die Schachtel auf den Schoss. Sie war mit grellen Farben bemalt. Als er sie öffnete, schlug ihm ein angenehmer Geruch entgegen. Er besah sich den Inhalt und nahm den Big Mac in die Hände, wo er ihn hin und her drehte. Es schien Fleisch und Brot zu beinhalten, wobei das Fleisch vom Brot umgeben war, geradezu dialektisch: These – Brot mit Sesamkörnern, Antithese – Brotboden ohne Sesam, Synthese – Fleisch.
Er zuckte mit den Achseln und biss kräftig hinein, während er an die preussischen Leberwürste dachte, die er so sehr vermisste, obwohl Lehnchen und Jenny sich grosse Mühe gaben, die Rezepte in London so gut wie möglich nachzustellen. Aber eine deutsche Leberwurst war eben eine deutsche Leberwurst, da war nicht viel zu machen, erstrecht nicht aus den nach Vergammeltem schmeckenden sausages die in den Londoner Strassen verkauft wurden.
Er fand es nicht schlecht. Offenbar waren noch weitere essbare Teile zwischen den Brötern versteckt. Etwas, das ähnlich schmeckte wie Gemüse. Es war um Meilen besser als die sausages, ja, geradezu delikat. Er verschlang gleich den ganzen Burger und rülpste leise.
Allerdings natürlich kein Vergleich zu den preussischen Leberwürsten, aber wer hätte das auch bezweifelt?
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