Lyrik
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Als ich kleiner war, hatte ich einen Freund, den ich später nicht mehr hatte. Ich sagte, er sei abstossend, als er aus Versehen auf mein Bett gespuckt hatte. Ich sagte wirklich abstossend, glaube ich. Wer aus deinem Leben als Erster verschwindet, hat es als Erstes geschafft. Nach ihm wirst du suchen wie man einen schlechten
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helixe zwirbel konkave konvex gekräuselt gewunden spiralig geschraubt verrenken kreuzend verschlungenes klothoide ein farnwedel oder wie elle speiche im handumdrehen
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Es gehören immer zwei dazu. Aber das stimmt nicht. Zu vielen Dingen gehört niemand. Ich schenke dir gerne Kaffee ein und schenke dir gerne Kaffee ein. Wäre ich seit 10.000 Jahren im Gletscher verschüttet, würdest du mich heute enteisen? Du glänzt mit vorauseilendem Ungehorsam und bist mir das, was einem Käfer die Sohle, was einem
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Der Tag ist so gemacht, dass auch die jungen Menschen an seinem Ende müde sind. Ein Junge an der Laterne küsst einen Jungen auf den Mund. Ein Junge wirft einem Jungen, einen Ball an die Brust. Vielleicht sind sie auch alle Mädchen, die tun als wären sie’s nicht. Vielleicht aber tun sie nur, als ob
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Der frühe Rilke trifft den späten Rilke und fragt: „Wo ist der mittlere?“ „Der dacht er blieb sich und hat sich drob grad selbst vergessen.“ Der frühe seufzt und lehnt sich rüber: – „Ich rechnete mit mehr der Zeit“ – Da war er schon im späten drin, gedanklich, und der schmunzelt bloss, verständnisinnig.
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Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, darin die Augenäpfel reiften. Aber sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug der Brust dich blenden, und im leisen Drehen der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen zu jener Mitte, die die Zeugung trug.