Das Dritte Reich by Roberto Bolaño
My rating: 4 of 5 stars
Ein-Satz-Review
Im Kern eine Spielerei mit dem Vorwurf von Faschismus, den der Leser dem Deutschen Udo Berger, Weltmeister im Brettspiel „Das Dritte Reich“ und junger Bildungsbürger im Urlaub mit seiner Freundin Ingeborg, gerne machen würde und doch nicht ganz kann — ausserhalb des Kerns ein Mantel von unheimlichen Begegnungen in einem verschachtelten Hotel, die so unverständlich wie bei Kafka, so voll unguter Ahnungen wie bei Clemens Setz sind und Udo in eine ständige Alarmbereitschaft versetzen (warum nur sagt Hanna nicht, dass sie vergewaltigt wurde? Warum lügen alle darüber, wie böse die Welt ist?) — und in der zarten Hülle eine fiese Sprache, hochtrabend im Tagebuchstil, gleichzeitig lakonisch platt in Schilderungen und in manchen Kapiteln wie «Meine Lieblingsgeneräle» eine perfekte Gratwanderung zwischen Jux und Ernst, Antifaschismus und Anti-Antifaschismus, in einem schwebenden Zustand politischer und moralischer Gleichgültigkeit aufgelöst.
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